Der Möhnesee historisch

Berechnungen des zukünftigen Bedarfs an Trink- und Brauchwasser für das wachsende Ruhrgebiet im Jahre 1904 hatten ergeben, dass zu den bereits vorhandenen Talsperren im Flusssystem der Ruhr mit einem Stauvolumen von 32,4 Mio. m³ die dreifache Menge erforderlich wäre, nämlich etwa 100 Mio. m³ Stauraum. Bis zum Jahr 1925 schätzte man sogar ein Anwachsen auf fast 200 Mio. m³. Daher wurde von der Generalversammlung des Ruhrtalsperrenvereins am 28. November 1904 der Bau einer weiteren Talsperre beschlossen. Die Möhnetalsperre wurde daraufhin in den Jahren 1908 bis 1913 erbaut und am 12. Juli 1913 vom Ruhrtalsperrenverein eingeweiht. Im Jahr der Einweihung war die Talsperre die größte Stauanlage in Europa.

Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Die Möhnetalsperre wurde im Zweiten Weltkrieg durch einen britischen Bombenangriff, geleitet durch Wing Commander Guy Gibson in der Nacht vom 16. Mai auf den 17. Mai 1943, zerstört (Operation Chastise/Züchtigung). Um die Abwehranlagen am Stausee zu umgehen, kamen speziell für diesen Zweck konstruierte Bomben, so genannte Roll- oder Rotationsbomben, an der Avro Lancaster Dam Buster zum Einsatz; heute kann man sich im Inneren der Staumauer einen Nachbau einer solchen Bombe anschauen. Diese sprangen durch Eigendrehung auf dem Wasser über die Torpedofangnetze hinweg in Richtung Staumauer, schlugen mit geringem Restschwung gegen die Mauer, sanken bis zum Mauersohlengrund ab und detonierten in einer Tiefe von etwa 10 oder 15 Metern. Eine einzige von mehreren in kurzer Folge abgeworfenen Bomben erreichte ihr Ziel und erfüllte den beabsichtigten Zweck. Der See war zu dieser Jahreszeit voll gefüllt.

In der Staumauer entstand dadurch zunächst ein kleiner Riss, der sich durch den Druck der ausströmenden Wassermassen schnell erweiterte und zuletzt eine riesige trapezförmige Lücke ergab (77 m Breite mal 22 m Tiefe), durch welches die Wassermassen herausströmten. Durch die daraus resultierende Flutwelle, die sich über die Möhne bis weit ins Ruhrtal ergoss, kamen verschiedenen Angaben zu Folge mindestens 1284 oder sogar über 1600 Menschen ums Leben. Der letzte Todesfall infolge der Flutwelle war in Essen-Steele, über 100 km von der Staumauer entfernt. Die meisten Menschen kamen in einem Kriegsgefangenenlager in unmittelbarer Nähe unterhalb der Sperrmauer ums Leben. Ein Mahnmal am früheren Kloster Himmelpforten erinnert heute an die über 1200 Toten allein in diesem Lager. Ganz Neheim (heute ein Stadtteil von Arnsberg) wurde schwer getroffen; die Flutwelle war dort über 12 Meter hoch.

Zweck dieses Angriffs, bei dem zeitgleich auch die Edertalsperre und der Sorpesee angegriffen wurden (der letztgenannte Staudamm blieb aufgrund seiner speziellen Bauart aus Beton mit Erd- und Steinüberschüttung stehen), war mittelbar die Beeinträchtigung der Rüstungsindustrie im Ruhrgebiet.

 

 

Von der Flutung waren einige Ortschaften im Möhnetal darmals betroffen, die in den meisten Fällen an höherer Stelle wieder aufgebaut wurden. Die folgenden Bilder zeigen die Gegend des heutigen Tauchgebietes bei Delecke. Das hier fotogafierte Dorf ist das alte, versunkene Alt-Delecke. Es wurde vor dem Mauerbau gesprengt.


Von der Alt-Delecker Brücke sollen heute noch die Fundemente
stehen

 

An sehr wasserarmen Tagen gibt die Möhne Teile ihrer verschucken Bauwerke wieder frei. Hier die alte Heve Brücke Richtung Arnsberg im Heve-Arm.

Das alte Viadukt wurde am Ende des Krieges aus Angst um die vorrückenden Amerikaner gesprengt. Die Fundermente dieser alten Brücke waren die Basis der heutigen, modernen Betonspanbrücke. Bei Niedrigwasser kann man noch die alten Bruchsteinpfeiler sehen.

 

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Werfen wir abschließen noch einen Blick auf unseren Tauchspot im historischen Umfeld. Gut zu erkennen der alte Flußlauf der Möhne verläuft parallel zum offiziellen Tauchgebiet.